berTRAM schrECKLich
poTzBLItz
Was kann einen Menschen, der zweimal vom Blitz getroffen wurde und überlebte, brechen?
Ich hatte vor Kurzem die seltene Gelegenheit beim zurückgezogen lebenden Künstler und pensionierten Kunstpädagogen Rolf Aschenbrenner, dem eben dieses Schicksal zu Teil wurde, zweimal von einem Blitz getroffen zu werden, nachzufragen. „Vielleicht der Sturz von einer 800 Meter hohen Klippe?!“, lautete die ebenso präzise, wie nicht ganz ernst gemeinte, aber auch plumpe Antwort des Neoexpressionisten auf meine zugegebenermaßen infantile Frage.
Der heute 74-jährige Rolf Aschenbrenner ließ mich einen sehr persönlichen Einblick in sein skurriles wie auch tragikomisches Leben werfen. Neben seiner Familie und der Leidenschaft für Kunst, im Speziellen die Malerei, prägten zahlreiche bewegende, wie gleichwohl absurde Schicksalsschläge sein Leben. Physische und mentale Stärke, waren auf seinem bisherigen Lebensweg nicht bloße Worthülsen, sondern unbedingte Tugenden. Denn der Neoexpressionist besiegte zwei Krebserkrankungen, durchstand eine schwere Pilzvergiftung, trotzte zwei Blitzeinschlägen, und pflegte mehrere unmittelbare Familienangehörige bis zu deren Tod. Seine Geschichte berührt nicht nur, sondern zeigt dem Pessimisten und Fatalisten in mir auf, dass es sich lohnt zu kämpfen – ganz egal ob um das bloße Überleben oder darum das persönliche Glück zu finden.
Ich lernte ihn bei seiner letzten Vernissage in einem Möbelhaus in Reutte kennen. Ich sollte für eine lokale Wochenzeitung einen Bericht verfassen. Im Zuge meiner Vorrecherche konnte ich nur sehr wenig in Erfahrung bringen. Ich wusste danach lediglich, dass er 25 Jahre als Kunstpädagoge am Bundesrealgymnasium Reutte tätig war und dass die Schließung des Möbelhauses als Anlass für die Ausstellung diente. Zusätzlich fand ich ihn auf einem Foto abgebildet. Ich sah einen etwas „verlebten“ Mann mittleren Alters mit grauen, schulterlangen Haaren und fahler Haut. Ich erwartete mir nicht viel hinsichtlich der künstlerischen Qualität. Die fehlende digitale Präsenz Aschenbrenners und die unpassenden Räumlichkeiten für eine Ausstellung, waren mir Grund genug voreingenommen zu sein. Aquarelle, die Silhouetten unterschiedlicher Gipfel der Alpen vor pastellfarbenen Sonnenuntergängen und rustikale, urige Bergbauernhöfe umgeben von winterlicher und/oder sommerlicher Landschaft darstellten, schwebten mir vor und ließen mir übel werden. Als ich dann die Bilder sah, schämte ich mich etwas für diese Arroganz, denn meine Vorurteile stellten sich als Irrtum heraus. Schwungvolle, dynamische neoexpressionistische und Abstrakte Körper in unterschiedlichen Farben tummelten sich auf Großformatigen Leinwänden. Die Bildtitel traten in Dialog mit den Werken. Die Arbeiten waren anspruchsvoll – schlicht professionell.
Trotz des Bildes, das ich von seinem Äußeren noch im Kopf hatte, konnte ich ihn einfach nicht finden unter den zahlreichen Besuchern. Schließlich glaubte und dann wusste ich, dass es jener Herr war, der gerade mit dem Bürgermeister der Marktgemeinde sprach. Sein Haar war schneeweiß geworden und offensichtlich zu einem klassischen Männerhaarschnitt gestutzt und frisiert worden. Geschätzt hatte er mehr als 70 Lenze auf dem Buckel, wirkte aber irgendwie nervös und angespannt wie ein Schüler vor seiner ersten Prüfung – ihm war jedenfalls unbehaglich. Vor der Laudatio, die der Bürgermeister bewerkstelligen sollte, hatte ich nur wenige Minuten Zeit, um mich etwas mit ihm bekannt zu machen. Er sicherte mir zu im Anschluss ein paar Fragen zu beantworten, trotzdem ärgerte ich mich erst etwas darüber, dass ich nicht all meine Belange sofort mit ihm besprechen konnte. Bald wurde mir aber klar, dass ich mich bei einem Interview, ohne das Wissen aus der informativen Lobrede des Gemeindeoberhauptes sehr wahrscheinlich, blamiert hätte. Neben zahlreichen Erwähnungen, dass er selbst ein langjähriger Sammler und Verehrer der Werke Aschenbrenners sei, also auch sein Ego etwas pflegte, gab er etliche Anekdoten aus dem Leben des Künstlers zum Besten. Erst konnte ich nicht glauben, was da gesagt wurde: „[...] kam als Siebenmonatskind, während des zweiten Weltkriegs zur Welt [...] Milchunverträglichkeit [...] wurde zweimal vom Blitz getroffen [...].“
Als ich den Ausstellungsraum verließ um eine Zigarette zu rauchen, folgte der Künstler ziemlich bald nach, um es mir gleich zu tun. Wir rauchten und tranken Bier während wir über alles Mögliche schwadronierten. Die vorbereiteten Fragen blieben ungenutzt. Die geballten Informationen zum Leben dieses Mannes beschäftigten mich noch lange Zeit später. An diesem – seinem – Abend wollte ich einerseits ihm nicht noch mehr Unbehagen bereiten und ich hatte zugegebenermaßen auch keinen Kopf mehr für professionelle journalistische Arbeit. Vielleicht mit ein Grund weshalb ich ihn dann unter anderem auch fragte, was einen Mann wie ihn überhaupt das Leben kosten könnte.
Ein halbes Jahr später – ich hatte meinen Job bei dieser unsäglichen Zeitung längst aufgegeben, fixierten wir schließlich einen Termin in seinem Wohnhaus, denn ich hatte mir bei der Vernissage fest vorgenommen über diesen Menschen ausführlicher zu berichten. Seit unserem letzten Treffen war es in seinem Leben nicht ruhiger geworden, denn seine Tochter war nach langjähriger Krankheit verstorben. Sie hatte sich in einem Krankenhaus mit einem multiresistenten Pilz infiziert, der ihr komplettes Immunsystem ausgeschaltet hatte. Zuletzt lebte sie, zwecks Pflege, bei ihm, weshalb alles etwas chaotisch gewesen sei. „Verzeihen Sie also bitte die Unordnung.“, entschuldigte er sich etwas beschämt, als er mich vom Eingang in die Küche geleitete. Überall standen Kisten, stapelten sich Dokumente und hängten Kleidungsstücke. Staub und Nikotin lagen wie ein dünner seidener Teppich über dem Chaos, das einen liebenswerten und gleichzeitig etwas unbeholfenen Eindruck auf mich machte.
Die Küche des in die Jahre gekommenen Hauses war etwas übertemperiert, wie es in Küchen von alten Leuten oft der Fall ist. „Der einzige beheizte Raum im Haus!“, wie er mir in Hausschuhen, Jogginghose und T-shirt gekleidet, erklärte. In der Küche stach mir sofort die „jungfräuliche“ Leinwand, inmitten des Raumes, ins Auge. Er malte also nach wie vor . Ich erkundigte mich über sein derzeitiges Schaffen. Er antwortete bedacht, dass er derzeit noch kein spezielles Thema im Sinn habe. Ob er je daran gedacht hatte den Pinsel an den Nagel zu hängen wollte ich auch wissen, worauf er trocken meinte: „Von so einem Nagel habe ich noch nie gehört!“
Nach etwa einer Stunde begannen wir mit der eigentlichen Arbeit. Meine ausgearbeiteten Fragen dienten letztlich nur zur Orientierung. Vieles was ich wissen wollte, ergab sich aus dem Gespräch heraus. Als ich mich nach den essentiellsten Momenten seines Lebens erkundigte, reichte er mir ein dünnes Portfolio, das uns fortan zusätzlich behilflich war seine Erörterungen auch chronologisch einzuordnen. Der nun folgende Text ist eine Nacherzählung unseres Gesprächs. Erwähnenswert ist, dass er zu keinem Zeitpunkt seinen Gelassenheit und Humor verlor.
Inmitten der Kriegswirren des zweiten Weltkriegs wurde ich 1942 in Prag als „Siebenmonatskind“ mit einem Gewicht von lediglich 920 Gramm und einer Milchunverträglichkeit geboren.
Mein Dasein begann bereits mit einem ersten Kampf ums Überleben. Dem beherzten Einsatz der zuständigen Krankenschwester, die mich in Eigeninitiative mit Karotten- und Kartoffelsaft aufgepäppelt hatte, war es zu verdanken, dass ich überhaupt am Leben bleiben durfte. Die Ärzte hatten mich bereits abgeschrieben, was zu jener Zeit, angesichts meiner physischen Verfassung, keine Besonderheit, sondern vielmehr die Regel war.
Mit acht Jahren schrammte ich zum zweiten Mal knapp am Tod vorbei. Von Hunger geplagt, aß ich einen giftigen Knollenblätterpilz, dessen Verzehr in 90% der Fälle tödlich endet, wie ich mittlerweile weiß. Ich hatte ihn selbst im Wald gepflückt und gegessen, im Glauben, dass alle Pilze genießbar seien. Dieses Erlebnis war ausschlaggebend für mein nach wie vor anhaltendes Interesse an Mykologie (Pilzkunde). Mittlerweile zähle ich, zumindest bezirksweit, zu den Fachleuten auf diesem Gebiet – selbst ÄrztInnen des Krankenhauses Reutte suchen immer wieder meine Expertise. Meine Pflichtschulzeit war der reinste Horror. Ich war sehr verträumt und dazu noch Linkshänder, was damals absolut inakzeptabel war und so wurde ich gezwungen mit der rechten Hand zu schreiben. Die Umerziehung vereinnahmte mich kognitiv derarmaßen, dass ich mich kaum auf den
eigentlichen Stoffinhalt konzentrieren konnte. Zwischenzeitlich stand tatsächlich im Raum mich auf eine Sonderschule zu schicken. Aber der Mensch ist anpassungsfähig und so konnte ich diese Maßnahme doch noch abwenden. Letztlich schloss ich die Pflichtschule recht zufriedenstellend ab.
Im Alter von zwölf starb erst meine Mutter und nur wenige Monate später erkrankte ich an einer schweren Lungenentzündung. Im Krankenhaus wurde ich aufgrund meines Zustands zum ersten Mal im „Totenkammer ́l“ (Anm. Raum in dem sterbende PatientInnen ihre letzten Stunden verbrachten), abgestellt. Aber wie durch ein Wunder besserte sich mein Zustand und ich konnte wenige Tage später das Krankenhaus verlassen. Ich hatte seit jeher einen enormen Überlebenswillen.
Mein Vater heiratete bald nach dem Tod meiner Mutter eine andere Frau. Eine ehemalige Hochadlige, die zwar wenig finanzielle, dafür aber umso mehr erzieherische Mittel und Verhaltensweisen ihrer Ahnen mitbrachte. So musste ich sie in der dritten Person ansprechen: „Jawohl Frau Mutter – wünschen Sie noch etwas?“ Sie war kalt und stets distanziert.
In weiterer Folge besiegte ich zweimal den Krebs. Als ich mit 17 Jahren mit der Diagnose Leukämie konfrontiert wurde, war mir gar nicht klar was das zu bedeuten hat. Dann brauchte ich etwas Zeit um um den Schrecken zu verdauen. Ich war verzweifelt. Aber dann schwor ich mir den Tod nicht einfach so hinzunehmen. Also überlegte ich, was ich vom Leben noch möchte. Schnell war mir klar, dass die Krankheit schon deshalb nicht bei mir bleiben konnte, weil ich Künstler werden wollte – kreativ tätig sein und mich in meinem Geschaffenen wiederfinden. Ich kämpfte mental gegen die Krankheit an. Acht Tage verbrachte ich letztlich doch – schon wieder – im „Totenkammer ́l“ der Klinik Linz. Die Chance auf eine Heilung war um 1960 gleich null. Damals durfte ich einen Blick „hinüberwerfen“ in die andere Welt – ins Jenseits. Das hatte was Gutes, denn ich erlebte den Tod keinesfalls als etwas Negatives.
Plötzlich besserte sich mein Zustand abermals auf wundersame Weise und der Krebs verschwand völlig.
Wieder genesen, war für mich klar, dass das Leben zu kurz ist, um es mit Tätigkeiten zu vergeuden, die es nicht wert sind. Erst schloss ich trotzdem meine Lehre zum Kaufmann ab. Meinen Traum Künstler zu werden, lehnte meine Familie nämlich strikt ab. „Kunst ist ein brotloses Gewerbe und Künstler sind Abschaum!“, argumentierten sie und Sie ganz besonders. Nichtsdestotrotz bin ich in einer Nacht- und Nebelaktion nach Linz geflüchtet, um mich in die dortige Kunstschule einzuschreiben. 20 Jahre alt und mittellos so verließ ich mein Elternhaus. Während meiner zehnjährigen Künstlerausbildung musste ich insgesamt fünf Jahre in einem Obdachlosenheim Quartier beziehen. Für eine noblere Unterkunft reichte das Geld nicht. Gelegentlich kaute ich Papier, um meinen knurrenden Magen zu beruhigen. Ansonsten hatte ich über Wochen nicht mehr als eine handvoll Reis am Tag. Jene Zeit war zwar kein Spaziergang in der Sonne, aber nicht jeder Bereich meines Lebens war von Entbehrungen gezeichnet, denn ich lernte unter anderem während dieser Zeit meine große Liebe Helga kennen, mit der ich 49 Jahre verheiratet sein und insgesamt drei Kinder zeugen sollte.
Nach meinem erfolgten Abschluss mit ausgezeichnetem Erfolg an der Kunstschule erhielt ich eine Anstellung als Kunstpädagoge am Bundesrealgymnasium in Reutte in Tirol.
Mein Leben hatte geregelte Bahnen angenommen und auch das Verhältnis zu meinen Eltern verbesserte sich wieder. Ich hatte mittlerweile meine eigene Familie und einen guten Job. Bis, nun ja, bis ich zum ersten Mal von einem Blitz getroffen wurde. Es traf mich, als ich mit meiner Familie im Wald Pilze sammelte – ja schon wieder Pilze. Plötzlich durchfuhr mich ein unbeschreiblicher Schmerz, wie ich ihn noch nie gespürt hatte, danach erinnere ich mich an nichts mehr. Meine Familie, wie auch ich hatten vorher keinerlei Anzeichen für ein Gewitter bemerkt. Nichts kündigte dieses Unglück an, weder Regen noch ein Blitz oder vernehmbarer Donner. Ich wurde plötzlich niedergestreckt. Meine Kleidung zerfiel in Sekundenbruchteilen zu Asche. Meine Haut war übersät
von schweren Verbrennungen und meine inneren Organe waren ebenfalls „angekokelt“.
Einige Jahre später überlebte ich noch einen Zweiten. Der zweite Blitzeinschlag ereignete sich am Kirchplatz von Reutte. Wieder bemerkte ich zuvor kein Anzeichen für ein Gewitter.
Zurück blieb beim ersten Einschlag nur mein, zu einem Metallklumpen geschmolzenes, Taschenmesser und das andere Mal meine Armbanduhr, die sich ebenfalls infolge der enormen Energie, also Hitze wie Eis in der Frühlingssonne, verflüssigt und dann wieder verfestigt hatte. Anfangs war es mir jeweils vier Monate nicht möglich zu gehen. Aber mein Körper regenerierte sich letztlich vollkommen. Erst heilte meine Haut – die inneren Organe folgten diesem Heilungsprozess nach. Einzig ein paar Narben zeugen noch heute vom enormen Glück, das ich bei diesen Unglücken hatte. Ich bin überzeugt, dass, neben den rasch alarmierten Rettungskräften, abermals meine mentalen Kräfte, um nicht zu sagen Selbstheilungskräfte, einen erheblichen Anteil daran hatten, dass mein Körper gleich zweimal, nach derartigen Torturen, vollständig rehabilitierte. Ich wollte weiterleben! Ein selbstbestimmtes Leben führen und ich fühlte, dass ich das schaffen kann. Resignation kam nicht in Frage. Schließlich hatte ich Familie und viele schöpferische Vorhaben noch nicht in die Tat umgesetzt.
Eine wahre Hiobsbotschaft war dann jedoch die Diagnose, meine Gattin betreffend vor wenigen Jahren. Als bei mir zum zweiten Mal Krebs festgestellt wurde, hatte sie mehrere Schlaganfälle erlitten, die eine schwere Demenz hervorriefen und sie 24 Stunden Pflegefall machte. Trotz der Behandlungen gegen den Krebs, die ich über mich ergehen ließ, wollte ich für meine Frau dasein und sie pflegen. Über fünf Jahre bis zu ihrem Tod vor etwas mehr als drei Jahren tat ich es auch. Für die Kunst blieb mir während dieses Zeitraums weder die notwendige Kraft, noch die Zeit. Denn ich konnte nie länger als zwei Stunden, ganz egal ob bei Tag oder Nacht, von ihrer Seite weichen.
Als meine Frau verstorben war 2013 – Gott hab sie selig – fand ich dann Zeit eine Serie neuer Bilder zu schaffen. Wenig später verschlechterte sich jedoch der gesundheitliche Zustand meiner Tochter dramatisch. Ihr letztes Lebensjahr pflegte ich sie hier bei mir im Haus, bis sie vergangenen September mit nur 37 kg Körpergewicht auch verstarb.
Trotz alledem bin ich der Überzeugung, dass Schicksalsschläge, und mögen sie auch noch so aufreibend sein, etwas Positives inne haben. Und an dieses positive Moment habe ich mich stets gehalten. Man kann daraus lernen und Erkenntnisse für das weitere Leben mitnehmen. Ich empfinde sie nicht als Strafen, sondern als Prüfungen, die einen zum Nachdenken bringen und den Geist erweitern können. Jammern und Selbstmitleid führen zu nichts. Diese Prüfungen des Lebens muss man wie Herausforderungen annehmen. Erstens weil man ihnen nicht ausweichen und zweitens weil man Erkenntnisse gewinnen kann, die man sonst niemals erfahren hätte. So generiert Lebenserfahrung.
Auch der Tod wird durch einen realistisch-rationalen Zugang ertragbarer und darüber hinaus, was er per definitionem immer schon war und wahrscheinlich auch bleiben wird unausweichlich und wie die Geburt, eine Bedingung des Daseins.
Mir war und ist es besonders wichtig den Menschen etwas zu geben. Ob sie nachdenken, rätslen, interpretieren, lachen, staunen, oder schimpfen ist einerlei. In meinen Werken behandle ich daher die vielen Facetten des menschlichen Daseins, also ihre Emotionen, Ängste, Handlungen, Extase, Freude, Liebe, Bewusstsein, Unbewusstsein, Triebhaftigkeit, Impulsivität, Moral, aber auch Indifferenz und die damit zusammenhängenden Interaktionen, Konflikte, Freundschaften, Sexualität, usw.. Nicht zuletzt aufgrund meiner zahlreichen Herausforderungen wollte ich immer noch tiefer in diese Materie den Mensch eindringen – den Menschen begreifen. Um Erkenntnisse zu gewinnen, meditiere ich seit meiner frühesten Kindheit gerne und viel. Als Kind fehlten mir noch die Begrifflichkeiten, um zu benennen was ich tat, aber es war mir Zeit meines Lebens ein Bedürfnis kognitive Leere zu schaffen. Durch die Leere versucht mein Unterbewusstsein das
entstandene Vakuum wieder zu füllen. Zwischenmenschliche, wie auch persönliche Sachverhalte und Emotionen, verlieren ihre scheinbar unüberwindbare Komplexität, werden zu nachvollziehbar. Und so kann ich diese eindringlich und pointiert darstellen. Das in einem Erkenntissprozess Gewonnene in Form und Farbe zu abstrahieren und für andere zugänglich machen, ist mein Antrieb.
Jungen angehenden KünstlerInnen empfehle ich sich frei zu entfalten, ihren eigenen Stil, ihre persönliche Wahrheit, ihre Persönlichkeit und ihr Glück somit zu finden. In der heutigen Gesellschaft ist das auch ohne Repressalien fürchten zu müssen möglich. Deshalb habe ich meine SchülerInnen auch nie gefordert, sondern stets versucht sie zu fördern, sprich zu ihrer Sprache und Ausdrucksweise zu begleiten. Zu mir finden und zu wissen was ich will, in meinem Fall eben Künstler zu sein und diese Leidenschaft an meine SchülerInnen weiterzugeben, ließen mich immer wieder aufrappeln, egal wie hart ich zu Boden geschleudert wurde im wörtlichen und sprichwörtlichen Sinn. Andere finden nicht in der Kunst, sondern in der Botanik, der Musik, Technik oder etwas komplett Anderem ihr persönliches Steckenpferd, das sie stützt und durchs Leben trägt. Geld ist dabei sekundär – es muss reichen, um man selbst zu sein.