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kUNst foLGt...

...charakteristisch einem Swingermotto: Alles kann, aber nichts muss! Dieses Attribut, das auf alle möglichen Formen und Intentionen der Kunst anwendbar ist, macht Kunst zu der einmaligen kulturellen und humanistischen Errungschaft, die sie heute ist.

Ganz besonders fasziniert mich die schiere "Unmöglichkeit" von Kunst. Soll heißen: Weder in der Natur, noch in der menschlichen Zivilisation tritt ein vergleichbares Konzept auf. Kunst kann, muss aber nicht politisch sein; Kunst kann, muss aber nicht nützlich sein; Kunst kann, muss aber keinen Sinn enthalten; Kunst kann, muss aber keine Logik enthalten; Kunst kann, muss aber nicht gegenständlich sein; Kunst kann, muss aber nicht schön sein; Kunst kann, muss aber nicht mit Absicht geschaffen werden; Kunst kann mehrere, muss aber keine Intentionen haben. Kunst kann simpel, oder komplex sein, muss aber gar nichts. Kunst ist unter diesen Gesichtspunkten der Inbegriff der Freiheit. Nur im Kontext der Kunst scheint Anarchie plausibel.

Gleichzeitig ist sie sadistisch. Sie zwingt uns Kreative immer wieder auf die Knie (finanziell immer wieder), fesselt uns an sich, verfolgt und quält uns bis in den Schlaf und in die Träume.

Aber wie  SM-Praktiken im Bereich der Sexualität, so schaffen es auch die Künste, unbeschreibliche Höhepunkte aus uns herauszulocken, sofern man zumindest ein bisschen auf Qualen steht. Andererseits erlebt ein kreativer Geist auch künstlerische Außeinandersetzungen, die ähnlich wie die Masturbation im Normalfall keine nennenswerten Überraschungen, oder Grenzerfahrungen umfassen, aber trotzdem getan werden müssen und durchaus Spaß machen können.

Diese Eigenschaften der  Kunst waren und sind wahrscheinlich die ausschlaggebenden, die mein Schaffen und fortwährendes Tun begründen. Über den Zugang der Kunst und Literatur begann ich mich auch für eine Vielzahl anderer Themen zu interessieren. Als Kunstschaffender findet man sich, je nach Experimentier- und Spielfreudigkeit, inmitten von technischer, mathematischer, politischer, religiöser, historischer, physikalischer, oder chemischer Überlegungen, obwohl man etwa "nur" ein Bühnenbild gestalten sollte. Politik und Kunst haben gemein, dass sie jeden Lebensbereich unserer menschlichen Existenz betreffen. Allerdings ist die Politik grobschlächtiger, zwingender, brutaler, erbarmungsloser und frei von jeglicher Empathie. Kunst ist hingegen subtiler, ästhetischer, freier, interpretierbarer, offener und daher eine Errungenschaft, die sich per definitionem nicht damit zufrieden gibt Vorhandes einzuordnen, zu kategorisieren, zu bewerten und zu kontrollieren. Kunst ist immer auch innovativ. Dabei spielt es keine Rolle ob eine neue Technik, ein neues Medium, oder eine neue Motivation bzw. Intention  von den Kreativen Pionierarbeit abverlangen. Innovative Werke erreichten quer durch die Epochen, Disziplinen, Kulturen, Geschlechter, Kontinente und in weiterer Folge auch Ideologien, Konfessionen und philosophischen Schulen, ein Umdenken in der Gesellschaft bis hin zu einer kritischen Masse. Politik war dazu in der Vergangenheit auch fähig, aber meist mit katastrophalen Folgen für die Betroffenen. 

Kunst ist ein großes nie enden wollendes Paradoxon, das sich immer wieder selbst verschlingt und in neuer Gestalt auskotzt. Kunst ist einerseits sinnlos, kann andererseits allerdings  unfassbar genussvoll  sein und entspricht somit der Existenz des absurden Menschen nach der Definition Albert Camus, der da sinngemäß meint: Die menschliche Existenz ist sinnlos. Wenn man das erkannt hat kann man entweder Suizid begehen, im Glauben Trost suchen oder aber die Absurdität des Lebens in all seinen Facetten und in vollem Umfang genießen. Kunst ist ebenso sinnlos und daher entweder abzulehnen, oder aber in vollen Zügen zu genießen, was meiner Meinung nach nur als Kunstschaffender möglich ist.

Kunst ist einerseits nutzlos und andererseits gleichzeitig gerade deshalb auch aufrichtig, authentisch und imposant. Sie kann äußerst überzeugend auf RezipientInnen wirken, die sich auf ein Werk einlassen und sich damit identifizieren können. Allerdings muss man unterscheiden, dass zwar die Kunst an sich nutzlos ist, die Inhalte und transportierten Manipulationen des Künstlers, müssen es jedoch nicht sein. Deshalb ist es wichtig stets selbstverantwortlich und aktiv am Prozess der Rezeption von Werken teilzuhaben und nicht vorgefertigte Meinungen blindlings zu übernehmen.

In einer von Menschen gemachten, definierten, also auf Lügen basierenden Welt kann es meiner Meinung nach nicht um Wahrheit, sondern um die brillanteste oder unterhaltsamste Lüge gehen.

Ich bin außerdem davon überzeugt, dass die Grenzen unserer derzeitigen Lebenswelt fortwährend verschoben werden – gemeint ist der Fortschritt hinsichtlich der Kommunikation, Technik, usw. usf. Alles wird schneller, lauter, höher, kleiner, einfacher. Das war schon immer so und wird auch so bleiben, was wie ich finde richtig und wichtig ist! Beunruhigend wäre lediglich ein Stillstand.

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